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Interview mit Dr. med. Stitz zur Gebärmutterentfernung

Erfahrener Experte und Wegbereiter: Dr. med. Bertram Stitz ist seit Beginn des Jahres Chefarzt der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe im Hospital zum Heiligen Geist in Fritzlar.

Dr. med. Bertram Stitz ist seit Beginn des Jahres Chefarzt der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe im Hospital zum Heiligen Geist in Fritzlar. Sein Team besteht aus insgesamt acht Ärzten, darunter Katja Harnischfeger als zweite Chefärztin in der Doppelspitze. Besondere Expertise bringt er im Bereich der minimal-invasiven Operationstechniken mit. Darunter fällt auch die Hysterektomie, die Entfernung der Gebärmutter, über die wir mit ihm im Interview gesprochen haben.
 

Herr Dr. Stitz, was ist Ihnen im Umgang mit Ihren Patientinnen wichtig?

Am wichtigsten ist mir und meinem Team, dass die Patientinnen mit ihren Beschwerden und als Mensch ernst genommen werden. Dazu zählen auch ein offener Umgang und eine direkte Kommunikation. Wir würden grundsätzlich nichts machen, was wir unserer Frau, Schwester oder Tochter nicht ebenso empfehlen würden.
 

Eines Ihrer Fachgebiete ist die Hysterektomie.

Genau, ich war einer der ersten Ärzte in Deutschland, der die laparoskopische Hysterektomie durchgeführt hat. Dieses Verfahren hat sich mittlerweile durchgesetzt und meint das operative Entfernen der Gebärmutter mithilfe einer Bauchspiegelung, also minimal-invasiv und ohne großen Schnitt.
 

Wann muss die Gebärmutter denn entfernt werden?

Entfernt werden muss sie dann, wenn bestimmte Tumorerkrankungen vorliegen - und sie sollte entfernt werden, wenn sämtliche konservative Verfahren ausgereizt sind und erfolglos waren. Das heißt, wenn man beispielsweise mit hormonellen Behandlungsmöglichkeiten, mit Gebärmutterspiegelungen und dem Entfernen der Gebärmutterschleimhaut oder mit der Entfernung einzelner Myome keinen ausreichenden Erfolg erzielen konnte.  
 

Führen Sie ausschließlich minimal-invasive Hysterektomien durch?

Bei gutartigen Erkrankungen praktisch ausschließlich, da braucht es kein anderes Vorgehen. Minimal-invasiv umfasst neben der Laparoskopie (Bauchspiegelung) allerdings auch den direkten vaginalen Zugang. Auch da mache ich keinen Schnitt, der im Nachhinein sichtbar ist, sondern nehme die Entfernung direkt durch die Scheide vor.
 

Wonach entscheidet sich denn, welche Methode Sie anwenden?

Zuerst schaue ich, ob die Gebärmutter von Größe und Beweglichkeit am besten durch die Scheide zu entfernen wäre. Falls das nicht machbar ist, ist das laparoskopische Vorgehen die nächste Möglichkeit. Und das ist bis zu einer erheblichen Größe der Gebärmutter möglich. Das normale Gewicht einer Gebärmutter beträgt rund 60 Gramm, laparoskopisch wurde bei uns aber auch schon eine Gebärmutter mit über 1900 Gramm entfernt.
 

Wird die Gebärmutter dabei immer komplett entfernt?

Nein, es gibt auch die Möglichkeit, den Gebärmutterhals zu belassen. Allerdings hat das in meinen Augen nur wenige Vorteile. Wird der Gebärmutterhals nicht entfernt, heißt das automatisch auch, dass man den Gebärmutterkörper während der Operation im Bauch zerteilen muss – mit der Folge, dass vorher unbekannte bösartige Zellen, zum Beispiel aus der Gebärmuttermuskulatur, in der Bauchhöhle verteilt werden könnten.
 

Was sind die Vorteile einer minimal-invasiven Hysterektomie?

Deutlich schnellere Fitness, deutlich weniger Blutverlust, deutlich weniger Schmerzen. Zudem gibt es keine wesentliche Narbenbildung und daraus resultierend auch weniger Verwachsungen. Patientinnen benötigen weder eine Drainage noch einen Blasenkatheter. Sie können nach der Operation ganz normal aufstehen, zur Toilette gehen und die Klinik im Regelfall nach zwei bis drei Tagen wieder verlassen. Insgesamt ist ein minimal-invasiver Eingriff also viel weniger belastend für die Patientinnen.
 

Gibt es nach der Hysterektomie hormonelle Veränderungen?

Die Gebärmutter ist ein sogenanntes Erfolgsorgan der Hormone, dort werden keine Hormone produziert, sondern wirken dort lediglich. Für die Produktion sind die Eierstöcke ausschlaggebend, die bei einer Hysterektomie allerdings im Regelfall nicht entfernt werden. Patientinnen müssen auch keine verminderte sexuelle Empfindungsfähigkeit befürchten, sondern leben laut Umfragen nach einer Hysterektomie lockerer und gelöster und fühlen sich in ihrer Sexualität weniger eingeschränkt.
 

Zur Person: Dr. med. Bertram Stitz ist 58 Jahre alt und wohnt in Petersberg, in Fritzlar hat er zudem seinen Zweitwohnsitz. Er ist Vater von fünf Kindern und dreifacher Großvater. 1992 schloss er das Studium der Medizin an der Bayerischen Julius-Maximilians-Universität in Würzburg ab. Seit 2009 hat er den Schwerpunkt Gynäkologische Onkologie. Er lehrt darüber hinaus an der Hochschule in Fulda und engagiert sich seit 42 Jahren bei den Maltesern.

Beratungstermine können vereinbart werden unter 0 56 22 / 99 73 42