Meldung

Dr. Murat Yildiz: Eine Herzensangelegenheit

Über Risiken, Symptome und Therapiemöglichkeiten von Vorhofflimmern - Telefonsprechstunde am 30. November von 12 bis 14 Uhr.

Ein Vorhofflimmern kann sich zu einer fiesen Angelegenheit entwickeln. Die Leistungsfähigkeit kann stark beeinträchtigt, der Herzschlag unregelmäßig und schnell werden. Ein Schlaganfall ist eine mögliche gravierende und lebensbedrohliche Folge. Die gute Nachricht: Vorhofflimmern ist heutzutage nicht nur sehr gut behandelbar, sondern im Grunde genommen auch oft heilbar. Je früher es diagnostiziert wird, desto besser.

„Vorhofflimmern ist die häufigste Herzrhythmusstörung des erwachsenen Menschen“, sagt Dr. Murat Yildiz, Chefarzt für Innere Medizin und Kardiologie am Hospital zum Heiligen Geist in Fritzlar. „Es trifft im Prinzip in Europa jeden Dritten.“ Mit zunehmendem Lebensalter nimmt das Risiko zu, laut der Deutschen Herzstiftung hat jeder Zehnte über 70 Jahren Vorhofflimmern. Insgesamt leiden in Deutschland schätzungsweise rund zwei Millionen Menschen darunter. „Doch auch in jungen Jahren kann es zu einem Vorhofflimmern kommen“, sagt Dr. Yildiz. Dies sei jedoch deutlich seltener der Fall.

Das Tückische am Vorhofflimmern ist, dass es bei einigen Patienten ohne ausgeprägte Symptome auftritt – und der Gang zum Arzt dann gerne mal auf die lange Bank geschoben wird, obwohl das Vorhofflimmern sich trotzdem zu einer lebensbedrohlichen Gefahr entwickeln kann.

Laut der Deutschen Herzstiftung tritt Vorhofflimmern bei über der Hälfte aller Patienten ohne Symptome oder Beschwerden auf und wird nur durch Zufall beim Arzt entdeckt. Oft erst dann, wenn es bereits zu einem Schlaganfall gekommen ist. Der Stiftung zufolge gehen 20 bis 30 Prozent aller Schlaganfälle auf Vorhofflimmern zurück.

„Hat man das Gefühl, dass mit dem Herzen was nicht stimmt, etwa ein unregelmäßiger Herzschlag, sollte man das auf jeden Fall bei seinem Hausarzt untersuchen lassen,“, rät Dr. Yildiz. Der unregelmäßige Herzschlag tritt zunächst nur kurz, anfallsartig und selten auf. Unerkannt schreitet die Erkrankung jedoch fort und es folgen andauernde und häufiger auftretende Episoden, bis das Vorhofflimmern schließlich dauerhaft vorhanden ist. Abhilfe kann hier auch eine Smartwatch schaffen, die ein Vorhofflimmern erkennen kann.

Bei vielen Menschen kommt es aber auch zu deutlich spürbaren Symptomen – und einem damit verbundenen großen Verlust an Lebensqualität. Das Herz gerät völlig außer Takt, die Herzschläge folgen chaotisch aufeinander und ein deutlich erhöhter Puls ist keine Seltenheit. Die Folgen sind innere Unruhe, Angstgefühle, Abgeschlagenheit, eine Neigung zum Schwitzen, Atemnot und vor allem: eine Einschränkung der körperlichen Leistungsfähigkeit. „Ich hatte mal einen Leistungssportler als Patienten, der regelmäßig den Iron Man gelaufen ist. Mit Auftreten des Vorhofflimmerns konnte er nicht einmal mehr vernünftig joggen“, so Dr. Yildiz. Im Grunde kann es also jeden treffen – doch es gibt bestimmte Risikofaktoren. Neben Bluthochdruck, dem häufigsten Verursacher von Vorhofflimmern, begünstigen noch weitere Grunderkrankungen das Auftreten der Rhythmusstörung: Eine Überfunktion der Schilddrüse, Adipositas, Diabetes, Rheuma oder chronisches Lungenleiden sind nur einige Beispiele. Auch Herzerkrankungen wie Herzschwäche oder Klappenfehler tragen zum Entstehen bei. Und nicht zu unterschätzen: Ein ungesunder Lebensstil mit regelmäßigem Alkoholkonsum, Rauchen, wenig Bewegung und viel Stress wirkt sich ebenso negativ aus.

„Glücklicherweise hat sich in den vergangenen Jahren in der Medizin einiges getan“, sagt Dr. Yildiz. „Vorhofflimmern ist nicht nur gut behandelbar, sondern in vielen Fällen sogar heilbar.“ Früher sei der Therapiestandard gewesen, den Herzschlag mit einer dauerhaften Medikamentengabe zu verlangsamen oder wieder in den richtigen Takt zu bringen. 

Heute erhalten minimalinvasive Eingriffe mehr und mehr Einzug in die Kardiologie. Bei einer sogenannten Katheterablation wird die Störung direkt am Herzen beseitigt: Ursache des Vorhofflimmerns sind Herzmuskelfasern, die vom Vorhof in die Lungenvenen ragen. Die Lungenvenen sind dafür verantwortlich, das sauerstoffreiche Blut aus der Lunge in das Herz zu transportieren. Diese Muskelbrücken senden störende elektrische Signale aus und bringen folglich den Herzschlag durcheinander. Und genau hier setzt die Ablation an. „Am Ende des Katheters können Hitze, Kälte oder Mini-Stromstöße gezielt die verantwortlichen Herzmuskelfasern veröden. Das Ziel ist, sie dadurch dauerhaft auszuschalten“, erklärt Dr. Yildiz. Mithilfe einer solchen Katheterablation könne das Vorhofflimmern mit einer Wahrscheinlichkeit von 60 bis 90 Prozent geheilt werden, je nachdem, wie lang es schon bestehe. Auch mehrere Ablationen seien denkbar. „Insgesamt ist dieses Verfahren nicht nur sehr effektiv, sondern auch sehr sicher“, so Dr. Yildiz. Entscheidend sei jedoch, dass ein Vorhofflimmern möglichst früh erkannt wird und die Ablation dann in einem frühen Stadium durchgeführt werden kann. Für eine Untersuchung ist der Hausarzt der erste Ansprechpartner.

Zur Person:
Dr. Murat Yildiz studierte Medizin in Marburg, Heidelberg und Münster. Anschließend war er unter anderem am Klinikum Kassel als Arzt tätig. Seit 2009 ist er am Fritzlarer Hospital zum Heiligen Geist beschäftigt. Im Jahre 2016 wurde er Chefarzt der Kardiologie und Pulmologie des Heilig-Geist Krankenhauses. Er ist verheiratet und Vater von drei Kindern.

Hintergrund: Wie es zu einem Schlaganfall kommen kann

Beim Vorhofflimmern kreisen in den Herzvorhöfen unregelmäßige elektrische Erregungswellen. Es wird durch elektrische Störimpulse im Reizleitungssystem des Herzens ausgelöst, deren Ursprung meist in den Lungenvenen liegt. Diese münden in den linken Vorhof. Die flimmernden Vorhöfe schlagen dann nicht mehr koordiniert und das Blut staut sich in den Vorhöfen. In der Folge bilden sich kleine Blutgerinnsel, besonders häufig in einer Ausbuchtung im linken Vorhof. Werden diese ausgeschwemmt und gelangen mit dem Blutstrom in den Kopf, können sie ein Hirngefäß verstopfen und dadurch einen Schlaganfall auslösen.
Herz-Sprechstunde:

Terminvereinbarung unter Tel. 0 56 22 / 99 70 (in der Hotline „medizinisches Anliegen“ auswählen und einen Termin in der kardiologischen Sprechstunde vereinbaren).
Telefonsprechstunde: Am 30. November steht Dr. Murat Yildiz von 12 bis 14 Uhr unter T 0 56 22 / 99 73 13 zur Verfügung.