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Operationen auch im hohen Alter

Eine optimale Planung und schonende Anästhesieverfahren senken Risiko für ältere Patienten.

Schwalm-Eder. Noch vor einigen Jahren galten Operationen älterer Patienten als höchst risikoreich – nicht zuletzt wegen der erforderlichen Narkose. Heutzutage sieht es anders aus, wie Dr. Horst Brünner, Chefarzt der Klinik für Anästhesie, Intensiv- und Notfallmedizin am Fritzlarer Hospital zum Heiligen Geist, bestätigt: „Es gibt aus medizinischer Sicht keinen Grund, auf eine Operation im hohen Alter zu verzichten.“ Eine Sedierung könne inzwischen punktgenau gesteuert werden. Zudem gebe es schonende, regionalanästhetische Verfahren, die eine Vollnarkose in vielen Fällen gar nicht notwendig machten. „Viele Patienten, die wir operieren, sind älter als 70 Jahre alt, einige davon sogar hochbetagt“, sagt der Facharzt für Anästhesiologie und Intensivmedizin. Die Gründe, sich im hohen Alter einem Eingriff zu unterziehen, seien vielfältig. Ein Großteil der Operationen – zum Beispiel das Einsetzen eines künstlichen Gelenks oder die Entfernung von Tumoren im Dickdarm - seien geplante Eingriffe. Hinzu kommt die Versorgung von Frakturen, zum Beispiel bei einem im hohen Alter häufig auftretenden Oberschenkelhalsbruch. „In vielen Fällen kann man heute minimalinvasiv und mit regionaler Anästhesie operieren“, erklärt Dr. Horst Brünner.

Doch auch wenn Narkosen heute grundsätzlich als sicher gelten, gibt es bei Operationen älterer Patienten einiges zu beachten: „Viele Senioren sind mehrfach erkrankt. Herz-Kreislaufbeschwerden und Diabetes Typ 2 treten im hohen Lebensalter zum Beispiel relativ häufig auf.“ Daraus ergibt sich eine weitere Schwierigkeit. Denn oft nehmen die Patienten gleich mehrere Medikamente ein – und die können gefährliche Wechselwirkungen mit den Narkosemitteln haben. „Umso wichtiger ist eine optimale Vorbereitung des Eingriffs. Bei einem Narkosegespräch wird der Patient ausführlich über alle Risiken aufgeklärt. Alle Entscheidungen rund um die OP treffen wir gemeinsam“, sagt Brünner. Gegebenenfalls müsse die Medikation im Vorfeld der Narkose verändert werden.

Das Delir, ein Verwirrtheitszustand, der in Zusammenhang mit Operationen auftreten kann, sei in vielen Fällen vermeidbar: „Wir verzichten in unserer Abteilung deswegen bei den meisten Patienten auf die medikamentöse Prämedikation, die für einen Großteil dieser Verwirrtheitszustände verantwortlich gemacht wird.“ Während und nach einer Operation werden die Patienten aufmerksam überwacht. „Noch im Aufwachraum werden die Schmerzmedikamente eingestellt“, sagt der Anästhesist. Erst wenn es dem Patienten gut gehe, werde er auf die Station verlegt. „Und treten postoperative Probleme auf, wird diese auf der Überwachungsstation weiter kontrolliert und therapiert.“

Hintergrund

Tipp: Wichtige Unterlagen immer bei sich tragen

Wenn im Notfall schnell gehandelt werden muss, bleibt den Medizinern oft keine Zeit, die Krankengeschichte des Patienten zu recherchieren. Um Komplikationen während einer Operation zu vermeiden, rät Dr. Horst Brünner älteren Menschen, folgende Unterlagen stets bei sich zu tragen:

  • Eine aktuelle Medikationsliste
  • Bei Patienten mit Herzschrittmacher oder implantiertem Defibrillator: Schrittmacher-Ausweis
  • Falls bereits Schwierigkeiten bei einer vorangegangenen Operation aufgetreten sind: Anästhesie-Notfallausweis
  • Allergiepass