Pressemitteilung

Ein Schreibtisch voller Erinnerungen

Stiftungsgeschäftsführerin Barbara Robert wird heute verabschiedet

Der Raum ist still, als Barbara Robert ihren Blick durch ihr Büro schweifen lässt. Seit 31 Jahren ist sie im Hospital zum Heiligen Geist tätig, doch nun steht der Abschied vor der Tür. Heute wird sie in einer Feierstunde
im St. Elisabeth Seniorenstift verabschiedet. „Den Schreibtisch nehme ich mit“, sagt sie leise und lächelt. Es klingt fast wie ein Versprechen. Der Schreibtisch, an dem sie zahllose Entscheidungen traf, Budgetverhandlungen führte und große Pläne schmiedete, ist ein stiller Zeuge ihres Wirkens als Stiftungsgeschäftsführerin – und ein Stück Erinnerung, das sie nicht loslassen möchte.

Gern erinnert sich die heute 65-Jährige an ihren ersten Tag als Verwaltungsdirektorin im Hospital zurück. „Es war der 1. Oktober 1993, wir haben mit einem Glas Sekt angestoßen, und dann hieß es: ‚Legen Sie mal los‘.“ So begann eine Karriere, die nicht nur das Hospital, sondern auch sie selbst nachhaltig prägte. 

Nach ihrem Studium hatte Robert eine Position im Rechnungswesen und Controlling eines Kasseler Krankenhauses übernommen und wechselte später zu einem Verband der Betriebskrankenkassen, wo sie ihre Expertise in Budgetverhandlungen ausbaute. Erfahrungen, die ihr Verständnis dafür formen sollten, wie Gesundheitseinrichtungen wirtschaftlich erfolgreich geführt werden können – eine Fähigkeit, die sie auch in Fritzlar nachhaltig unter Beweis stellte. Schnell fand sie auch ihren privaten Lebensmittelpunkt im nahen Züschen. „Es war Liebe auf den ersten Blick – wie auch hier im Hospital“, sagt sie. 

Die Herausforderungen, denen sie im Hospital begegnete, waren vielfältig. „Wir mussten uns immer wieder gegen die Vorurteile behaupten, dass kleine Krankenhäuser weniger leisten“,  erinnert sie sich. Doch für sie war immer klar: Auch ein ländliches Krankenhaus kann exzellente medizinische Versorgung bieten. „Was wir hier in Fritzlar machen, ist hoch spezialisiert und kann sich sehen lassen“, sagt sie mit Stolz. 

Eine besonders ungewöhnliche Perspektive auf ihre Arbeit bekam Robert, als sie selbst einmal Patientin im Hospital war. „Man sieht das Krankenhaus mit ganz anderen Augen, wenn man im Bett liegt“, sagt sie und ließ
die Gelegenheit nicht ungenutzt: „Es gab da zum Beispiel diese Marmelade zum Frühstück – sie schmeckte einfach nicht.“ Also sprach sie mit dem Küchenchef. „Ich habe gesagt: ‚Kostenbewusstsein in allen Ehren, aber es
muss doch Marmelade geben, die schmeckt und trotzdem ins Budget passt!‘“ Gesagt, getan. Für Barbara Robert war immer klar: „Auch die kleinen Dinge zählen.“ 

Mit der gleichen Hartnäkigkeit, mit der sie sich um solche Details kümmerte, führte sie das Hospital durch Reformen, Krisen und politische Herausforderungen. Dabei blieb sie immer diszipliniert und zielstrebig –  Eigenschaften, die sie selbst als besonders prägend für ihre Karriere beschreibt. „Ich habe hohe Anforderungen an mich selbst gestellt und versucht, immer mit gutem Beispiel voranzugehen.“ Perfektionismus, Pünktlichkeit und eine ausgeprägte Gewissenhaftigkeit sind für sie selbstverständlich. „Manchmal hatte ich vielleicht ein bisschen zu viel davon“, fügt Robert hinzu.

Was sie jedoch bescheiden zurücklässt, sind ihre „Fußstapfen“. „Das sollen andere beurteilen“, sagt sie und verweist mit einem Augenzwinkern auf ihre Schuhgröße 37. Insgeheim aber weiß sie sicher, welch tiefe Spuren sie hinterlässt – nicht nur in der Geschichte des Hospitals, sondern auch in den Herzen der Menschen, die sie hier begleitet hat. Vielleicht kann sie auch deshalb noch nicht ganz loslassen. „Ich bleibe noch eine Weile beratend tätig, um den Übergang zu erleichtern“, verrät sie und spricht gleichzeitig von den neuen Wegen, die vor ihr liegen. Reisen, Kunst, spontane Ausflüge – gemeinsammit ihrem Mann will sie sich nun auf das konzentrieren, was bislang oft zu kurz kam. 

Und wenn sie dann doch mal Sehnsucht nach den guten alten Hospitalzeiten hat, kann sie sich an ihren alten Schreibtisch setzen. Vielleicht ist es gerade er, der ihr den Übergang erleichtert – nicht nur als Möbelstück, sondern als stiller Zeuge unzähliger Momente voller Erfolge und Herausforderungen, Engagement und Herzblut.
 

Text: HNA-Artikel vom 30.10.2024 von Sascha Hoffmann