Pressemitteilung
Christophers zweite Chance
Der Moment, der Christopher Koch für immer im Gedächtnis bleiben wird, beginnt mit einem Sprint. Der Ball fliegt in die Ecke des Tors – und die jubelnden Stimmen seiner Fußball-Freunde erfüllen die Luft. Doch diesmal geht es nicht nur um das Spiel. Es ist mehr. Am Spielfeldrand sitzt sein Vater Dieter Koch, schwer krank, aber lächelnd, voller Stolz. „Das war mein Traum“, sagt Christopher Koch. „Dass mein Papa mich noch einmal so sieht wie früher – gesund, voller Leben. Dass er weiß, ich habe es geschafft.“
Dieser Tag auf dem Fußballplatz markiert den Höhepunkt einer Reise, die alles andere als einfach war. Die Jahre zuvor hatten den heute 40-Jährigen an den Rand seiner Kräfte gebracht. Nach der Übernahme des elterlichen Krankentransportunternehmens schob er seine eigenen Bedürfnisse immer weiter zur Seite. „Arbeit, Arbeit, Arbeit – bis ich mich selbst völlig verloren hatte“, erzählt er. „Ich wollte meinen Eltern beweisen, dass ich es schaffen kann, dass sie sich keine Sorgen machen müssen.“ Bewegung wurde zur Ausnahme, er selbst zum „Stressfresser“. Ein Snack hier, ein Snack dort – Essen wurde für Christopher Koch zu einem Mechanismus, um den Alltag zu bewältigen. Er nahm immer mehr zu. Mit der Schwangerschaft seiner Frau Nadine kamen über 40 Kilogramm dazu, bis die Waage schließlich 183 Kilogramm zeigte. „Ich habe mich geschämt. Für mich, für meinen Körper, mein Leben.“
"Ich habe ein neues Leben geschenkt bekommen."
Christopher Koch
Die Versuche, die Kontrolle zurückzugewinnen, scheiterten immer wieder. Unzählige Diäten, Abnehmgruppen und ein Reha-Aufenthalt, bei dem er 30 Kilogramm binnen kürzester Zeit verlor, brachten keine langfristige Veränderung. „Ich habe so oft gedacht, ich schaffe das. Aber der Alltag hat mich immer wieder eingeholt.“ Die Wende kam an einem Wintermorgen, als seine Tochter Emma ihn fragte, ob sie zusammen Schlitten fahren könnten. „Ich musste nein sagen. Ich konnte nicht. Und das hat mir das Herz gebrochen.“ Es war seine Schwester, die ihm den entscheidenden Impuls gab. „Sie hat mir gesagt: ‚Chrissi, du musst etwas ändern. Für dich, für deine Familie.’“ Ihr Tipp: eine Magen-OP im Fritzlarer Hospital zum Heiligen Geist.
Der Gedanke an einen operativen Eingriff war für Christopher Koch anfangs beängstigend. „Ich hatte Angst vor dem Eingriff und davor, mir einzugestehen, dass ich alleine nicht mehr rauskomme.“ Im Januar 2019 war der Leidensdruck dann so groß, dass Koch dem Eingriff zustimmte. „Die Schlauchmagen-Operation war nicht ohne Risiko. Mein Herz war geschwächt, und es gab Komplikationen.“ Doch als er aufwachte, spürte er etwas, das er lange nicht mehr gekannt hatte: Hoffnung. „Ich wusste, dass ich jetzt die Chance habe, mein Leben zu ändern.“ Die folgenden Monate waren geprägt von Disziplin und neuen Erfahrungen. Flüssignahrung, winzige Portionen und die langsame Rückkehr zu einem aktiven Leben waren eine Herausforderung – und ein Segen.Mit jedemKilo, das er verlor, kehrte ein Stück Lebensfreude zurück. „Es war, als hätte ich mich selbst wiedergefunden.“
Über 85 Kilo abgenommen
Auch die Sorge, dass seine starke Abnahme sichtbare Spuren wie übermäßige Hautlappen hinterlassen könnte, blieb ihm erspart. „Ich hatte Glück“, sagt er. „Das hat vieles einfacher gemacht und mir geholfen, mich schnell in meinem neuen Körper wohlzufühlen.“ Der Fußballplatz war nur einer von vielen Momenten, die ihm seine Transformation vor Augen führten. Ein weiteres war der Besuch im Freizeitpark, bei dem er früher nicht in ein Go-Kart gepasst hatte. „Es war so peinlich. Ich konnte nicht einmal bremsen. Aber nach der OP bin ich zurückgekehrt. Dieses Mal war es ein ganz anderes Gefühl. Es war, als hätte ich eine alte Wunde geheilt.“
Heute pendelt sich Kochs Gewicht zwischen 95 und 100 Kilogramm ein – sein Wohlfühlgewicht. „Ich habe ein neues Leben geschenkt bekommen. Ich bin aktiv, ich bin glücklich, und ich nehme mir endlich Zeit für mich und meine Familie.“ Er geht angeln, spielt Fußball und genießt die Auszeiten mit seinen Liebsten. Sein Vater allerdings ist nicht mehr da. Doch es bleibt die Gewissheit, dass er seinen Sohn noch einmal so gesehen hat wie früher: gesund, voller Leben und glücklich, diesen schweren Weg gewagt zu haben.
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Text: Sascha Hoffmann / HNA
Bild: Maja Yüce / HNA