Pressemitteilung

Der kleinste Herzschrittmacher der Welt wurde erstmals bei uns im Hospital eingesetzt

Das menschliche Herz pumpt über Jahrzehnte etwa sechs Liter Blut pro Minute durch den Körper. Kein künstliches Gerät der Welt kommt ansatzweise an diese Leistung heran. Und trotzdem: Wenn das Herz im Alter schwach wird, müssen Ärzte die bestmögliche Lösung finden. Eine von ihnen ist der zurzeit kleinste Herzschrittmacher der Welt.

„Der erste Herzschrittmacher-Patient musste in den 60er-Jahren sogar an einer Steckdose hängen“, erklärt Chefarzt der Kardiologie, Dr. Murat Yildiz. Der 44-Jährige hat bereits rund 800 Herzschrittmacher-Operationen am Hospital zum Heiligen Geist vorgenommen. Die Technik habe sich seither selbstverständlich enorm verändert. „Auch ein gesundes Herz arbeitet elektrisch“, so Yildiz. Daher sei jeder herkömmliche Herzschrittmacher mit einem Aggregat und einer elektronischen Leitung ausgestattet. Das äußere Material ist Titan oder Edelstahl. Je nach individuellem Bedürfnis des Patienten gibt der Herzschrittmacher, wenn nötig, Impulse ab.

Der normalerweise etwa vier Zentimeter große Herzschrittmacher wird in der Regel am Muskel an der linken Brustseite eingesetzt. Das Kabel führt dann in die jeweilige Herzkammer. Und hier ist das Problem, das der neue, viel kleinere Herzschrittmacher lösen soll. „Auf einem Kabel lassen sich im Laufe der Zeit gern Bakterien nieder“, erklärt Yildiz. Die Infektionsgefahr ist vergleichsweise hoch. Der neue Schrittmacher ist so aufgebaut, dass er mittels Widerhaken in der Herzinnenschicht befestigt wird. Der elektrische Leiter ist nun nur noch ein kleiner Punkt. Das Gerät kommt also ohne Kabel aus. In das Herz gelangt es durch die Leiste.

„Je kleiner ein Fremdkörper im Organismus ist, desto besser“, sagt der 44-Jährige. Der neue Schrittmacher wird weltweit seit etwa drei Jahren verwendet. Insgesamt wurden schon rund 1200 Stück implantiert. In Fritzlar gab es die erste Operation Anfang Juni. Unwichtig sind die herkömmlichen Herzschrittmacher aber trotzdem nicht. „Das kleine Modell ist nur bei Patienten sinnvoll, die das Problem nur an einer Kammer haben“, erklärt der Kardiologe. Zweikammer-Patienten bräuchten nach wie vor unterschiedliche Kabel. Eine weitere Einschränkung: „Der neue Schrittmacher kostet um die 10 000 Euro. Das übernehmen längst nicht alle Krankenkassen.“

Zum Vergleich: Ein guter, herkömmlicher Schrittmacher kostet um die 2000 Euro. „Manche kosten sogar nur 500 Euro. Da ist sogar ein I-Phone teurer“, sagt Murat Yildiz. Der Kardiologe ist sich aber sicher: „Der Trend wird weg vom Kabel gehen, hin zur kleineren Bauweise.“ Die natürliche Leistung des Herzens wird auch dieses Modell nicht ersetzen können. Das Infektionsrisiko sinkt jedoch erheblich – und das sei in diesem Bereich eben Ziel Nummer eins.

Quelle: HNA/Daria Neu