Der Schritt vom Medizinstudium in die Praxis ist eine besondere Herausforderung. Drei angehende Ärzte, Christian Runow, Wido Malek und Elisabeth Brosig, absolvieren ihr Praktisches Jahr (PJ) am Hospital zum Heiligen Geist in Fritzlar und berichten von ihren Erfahrungen. Begleitet werden sie von Dr. Andreas Greger, der als erfahrener Mediziner ihre Ausbildung federführend betreut. Für das Hospital ist die Ausbildung zugleich auch eine Chance – in Zeiten des Ärztemangels.
Für viele Medizinstudierende ist der Start ins PJ einer der aufregendsten, aber auch nervenaufreibendsten Momente ihrer Ausbildung. Zum ersten Mal stehen sie länger mitten im Geschehen, arbeiten mit Ärzten und Pflegepersonal zusammen und übernehmen Verantwortung für Patienten. Nach jahrelangem Studium ist das Praktische Jahr die Zeit, in der die angehenden Ärzte ihr Wissen in der realen Patientenversorgung anwenden können. „Wir sind keine blutigen Anfänger. Denn wir haben alle mindestens fünf Jahre studiert, dazu kommen Praktika und Vorerfahrungen. Aber das PJ ist das erste Mal, dass wir länger als nur einen Monat in einem Krankenhaus arbeiten“, erklärt Wido Malek. Dabei seien die ersten Wochen zwar ungewohnt gewesen, aber die Unterstützung durch die Kollegen habe ihnen den Einstieg erleichtert. „Es wurde oft nachgefragt: Brauchst du Hilfe? Das hat es leichter gemacht“, so Malek weiter.
Auch Christian Runow sieht das PJ als wertvolle Erfahrung: „Der direkte Umgang mit Patienten, das eigenständige Arbeiten und die Verantwortung – das ist ein wichtiger Lernprozess.“ Gerade der direkte Kontakt mit Patienten verändere die eigene Perspektive. „Du siehst nicht mehr nur Diagnosen auf Papier, sondern Menschen mit Ängsten, Hoffnungen und Beschwerden.“
Aus Medizinstudierenden werden Ärzte – das ist auch herausfordernd. Umso wichtiger sei es, in einem Umfeld zu arbeiten, das unterstützt. „Hier im Hospital fragen die Kollegen nicht nur, ob man etwas gelernt hat, sondern auch, ob man sich gut betreut fühlt“, erzählt Runow.
Ein großer Vorteil des Hospitals sei das familiäre Arbeitsklima. „Die flachen Hierarchien und die persönliche Atmosphäre sind ein großer Pluspunkt“, betont Elisabeth Brosig. Man habe immer einen Ansprechpartner, sei eng in den Klinikalltag eingebunden und bekomme viele Gelegenheiten, praktische Fähigkeiten zu erlernen. „Wir dürfen selbst kleinere Eingriffe durchführen, haben Einblick in endoskopische Untersuchungen und erleben den Klinikalltag in all seinen Facetten“, berichtet sie. „Man ist nicht nur jemand, der Arbeit erledigt“, ergänzt Malek. So ergehe es Studierenden eher an großen Unikliniken. Dieser Unterschied habe ihm geholfen, früh Verantwortung zu übernehmen. „Ich durfte schnell mit am OP-Tisch stehen und erste kleine Eingriffe mitmachen. In einer großen Klinik wäre das wohl nicht so schnell möglich gewesen.“
Auch die Vielfalt der Fachbereiche sei ein Pluspunkt. „Wir sind in der Allgemein- und Viszeralchirurgie, der Unfallchirurgie und Gefäßchirurgie tätig. Zusätzlich gibt es die Möglichkeit, unter anderem in gynäkologische und internistische Bereiche hineinzuschauen. Diese Bandbreite ist gerade für uns PJler besonders wertvoll“, so Malek. Und: Neben dem engen Austausch mit erfahrenen Ärzten, hat auch das Miteinander unter den PJ-lern eine wichtige Rolle gespielt. „Es war ein großer Vorteil, dass wir zu dritt hier sind“, sagt Brosig. „Wir können uns austauschen, uns gegenseitig unterstützen.“
Die Entscheidung, ob es nach dem Studium in eine große Klinik oder ein kleineres Krankenhaus gehen soll, ist nicht leicht. „Ich habe mich hier beworben“, sagt Runow. Malek sieht es pragmatisch: „Beides hat Vor- und Nachteile. In großen Kliniken hat man mehr Krankheitsbilder und mehr Spezialisierung, in kleineren Häusern dagegen ein familiäres Umfeld und oft mehr praktische Erfahrung.“ Brosig, die über die Bundeswehr studiert, hat ihren beruflichen Werdegang bereits vorgezeichnet, kann sich aber ebenfalls gut vorstellen, in einem kleineren Krankenhaus zu arbeiten.
Für Dr. Andreas Greger, Chefarzt der Klinik für Gastroenterologie und Betreuer der PJ-ler, ist es besonders wichtig, dass die jungen Mediziner flexibel bleiben. „Medizin ist ein ständiger Entwicklungsprozess. Man weiß am Anfang nicht immer, wo der Weg endet. Ich wollte ursprünglich Gynäkologe werden und bin heute Gastroenterologe.“ Ein Wechsel zwischen verschiedenen Kliniken und Fachbereichen sei daher kein Nachteil, sondern eine wertvolle Erfahrung.
Die jungen PJ-ler sehen das ähnlich. „Man lernt nicht nur durch Theorie, sondern auch durch verschiedene Perspektiven. Jeder Wechsel bringt einen weiter“, so Malek. Gerade das Hospital zum Heiligen Geist eröffne viele Möglichkeiten, ohne dass die Studierenden sich in einer starren Struktur gefangen fühlen. „Hier ist man nicht einfach nur eine zusätzliche Arbeitskraft, sondern wirklich zum Lernen da“, betont Brosig.
Eines steht für das Trio fest: Ganz gleich, wohin ihr Weg sie führt – im Hospital haben sie die Grundlagen für ihre weitere Laufbahn gelegt.
Text: HNA-Artikel vom 24.03.2025 von Maja Yüce
Foto: Maja Yüce